Fallstudie CLAAS
CLAAS UX Strategy
Strategische Beratung- UX Strategy
- UX Management
- langfristige Begleitung
- User-Centered Design
Wie viele Menschen ernährt ein einzelner Landwirt bzw. eine einzelne Landwirtin statistisch (Stand 2019)?
- 17
- 97
- 137
- 213
Die richtige Antwort ist c. Ist das nicht erstaunlich? Eine einzige Person, die mit ihrer Arbeit fast 6x die Mitarbeitenden unserer Agentur ernähren könnte (und unser Konsum an Müsli ist nicht zu unterschätzen... 😉). Noch vor 60 Jahren wäre aber tatsächlich Antwort a richtig gewesen. Zugegeben, da gab es usability.de noch nicht... aber zu diesem Zeitpunkt hätten die Produkte von einem Landwirt theoretisch noch nicht für alle unsere UX-Experten gereicht.
Revolution in der Landwirtschaft
Innerhalb von 60 Jahren hat sich die Produktionsleistung also drastisch erhöht. Doch woran liegt das eigentlich? Neben weiterentwickelten Getreidesorten und Pflanzenschutzmitteln hat der technische Fortschritt bei landwirtschaftlichen Maschinen einen großen Anteil daran. Zu den weltweit führenden Herstellern dieser Maschinen gehört das 1913 gegründete Familienunternehmen CLAAS aus Harsewinkel. Beim Verkauf von technisch modernsten Mähdreschern ist CLAAS sogar europäischer Marktführer.
Mit der rasanten Geschwindigkeit der technischen Entwicklung konnte das Thema UX bei CLAAS bisher nicht mithalten. Und da kommen wir ins Spiel. Über unser Buch Quick Guide UX Management ist CLAAS auf uns aufmerksam geworden und hat uns um Unterstützung dabei gebeten, den richtigen UX-Dünger bei CLAAS zu streuen. Das war der Beginn einer langfristigen und intensiven Zusammenarbeit zum Thema „UX Strategy @CLAAS“.
UX Strategy @CLAAS
Wie in allen unseren Projekten gehen wir auch bei der Strategieentwicklung menschzentriert vor – in diesem Fall Claasianer-zentriert. Wir durchliefen deswegen einen klassischen User-Centered-Design-Kreislauf aus: Verstehen, Explorieren, Entwerfen und Testen.
Parallel zu diesem strategischen Arbeitspaket führten wir ein operatives Projekt durch. Damit fanden wir heraus, welche Methoden und Prozesse bei CLAAS aktuell bereits gut umsetzbar sind und wo es Handlungsbedarf gibt. Die Erkenntnisse nutzten wir wiederum für die Arbeit an der Strategie.
Verstehen
Zunächst wollten wir herausfinden, wie verschiedene Stakeholder auf das Thema UX@CLAAS schauen. Mit welchem Voraussetzungen arbeiten wir? Man könnte auch fragen: Wie fruchtbar ist der Boden, auf dem wir ackern? Dazu führten wir Interviews mit Claasianern aus verschiedenen Organisationsbereichen, die auf unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen angesiedelt waren.
Uns interessierte zum Beispiel:
- Was verstehen Sie eigentlich unter UX?
- Welchen Einfluss haben Sie darauf, wie die UX der Produkte ist?
- Welche Hindernisse stehen einer besseren UX bei CLAAS aus Ihrer Sicht im Weg?
- Wen sehen Sie als Ansprechpartner für UX im Unternehmen?
In den Interviews stellten wir fest, dass wir auf ein solides Grundverständnis von UX in mehreren Organisationeinheiten aufbauen können. Wir konnten aber auch eindeutige Hürden identifizieren, die einer besseren UX bei CLAAS im Weg standen.
Explorieren
Im nächsten Schritt entwickelten wir eine Reihe von Ideen, um die identifizierten Hürden zu überspringen. Wir sprechen in dem Zusammenhang gerne von Potenzialfeldern, in denen sich CLAAS entwickeln kann.
Beispiele für solche Potenzialfelder sind:
- Ein Zielbild bzw. eine Vision für UX entwickeln
- Verantwortlichkeit für UX festlegen
- UX-Kompetenzen aufbauen
- Alle vier Phasen des menschzentrierten Gestaltungsprozesses in Projekten durchlaufen
Gemeinsam mit dem CLAAS-Projektteam entschieden wir, welches Potenzialfeld die höchste Priorität hat. Welche Themen müssen wir zuerst angehen, damit andere Arbeitspakete sinnvoll darauf aufbauen können?
Entwerfen
Mit den ausgewählten Potenzialfeldern ging es in die Entwerfen-Phase. Wir öffneten den Raum erneut für Stakeholder aus unterschiedlichen Organisationsbereichen und entwickelten gemeinsam einen Prototyp für die Arbeit am höchstpriorisierten Potenzialfeld. Prototyp? Geht das nicht eigentlich nur bei physischen oder digitalen Produkten? Wir finden: Nein! Die Methodik eignet sich ebenso gut für Strategieprototypen, Visionsprototypen, Kommunikationsprototypen, Strukturprototypen, Rollenprototypen, Weiterbildungsprototypen... der Punkt wurde klar, oder? 😉.... + Prototyp = ❤️
Ein Prototyp hat in erster Linie die Funktion, eine Idee so anschaulich zu machen, dass sie von Anwenderinnen und Anwendern sowie Projektbeteiligten ausprobiert und bewertet werden kann. Wir nahmen uns also ein konkretes Potenzialfeld vor und arbeiteten eine greifbare Lösungsidee aus, die bestehende Grundfeste bei CLAAS berücksichtigte und dennoch den notwendigen Schritt in Richtung UX ging. Frei nach dem Motto: Gleicher Acker, neues Gerät.
Testen
Jetzt ging es los mit dem Feldversuch. Wir testeten neue Vorgehensweisen, brachten Denkanstöße in Gremien ein, leisteten Überzeugungsarbeit und konnten erste Erfolgserlebnisse feiern. Inzwischen können wir sagen: Die Erntezeit beginnt. So gibt es beispielsweise eine klar definierte Zuständigkeit für UX im Unternehmen, die auch so heißt: „Corporate UX“. Auch werden Prozesse nach und nach so verändert, dass User Research, Ideation, Prototyping und Testing ausreichend Raum in der Entwicklung bekommen.
Alle Veränderungen zugunsten von höherem UX-Reifegrad testen wir aber kontinuierlich weiter, denn wir wollen natürlich auch die Spreu vom Weizen trennen: Was funktioniert gut? Was nicht? Bei Bedarf wird dann iteriert – alles natürlich CLAASIANER-zentriert.
Und Jetzt?
Ideen für die nächste Aussaat gibt es schon viele, denn gemeinsam möchten wir den UX-Reifegrad noch weiter erhöhen. Wir wollen weiter UX-Kompetenzen aufbauen und erweitern, User Research in frühen Projektphasen zur Selbstverständlichkeit werden lassen, interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern und am liebsten alle CLAASIANER einladen, einmal einen Nutzertest im Livestream anzuschauen. Wir haben noch einiges zu beackern und freuen und auf alles, was kommt!