#muc23 – das war die Mensch und Computer in Rapperswil (Schweiz)
Vom 03. bis 06. September 2023 begrüßte die Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil ca. 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur ersten Mensch und Computer-Konferenz in der Schweiz – eine Premiere mit Aussicht.
Unter dem Motto „Building Bridges“ gelang es vor der wunderschönen Kulisse des Zürichsees, Brücken zwischen Praxis und Wissenschaft sowie zwischen deutscher und schweizer UX-Community entstehen zu lassen. Aus reichlich Vorträgen, Workshops und Walk & Talks haben wir spannende Impulse mitgenommen. Hier eine kleine Auswahl.
In Rekordzeit von den Anforderungen zum fertigen Konzept mit der Design Sprint Serie
(Tutorial von Michaela Thölke und Rosen Lütke)
Am Sonntag startete Michaela aus unserem Team mit einem eigenen Beitrag in die Konferenz: In Rekordzeit von den Anforderungen zum fertigen Konzept mit der Design Sprint Serie.
In einem Tutorial stellte sie zusammen mit Rosen Lütke von der LVM Versicherung ihr gemeinsames Konzept der Design Sprint Serie vor und sprach offen über Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze. Bei der Design Sprint Serie zerlegen wir ein komplexes Thema in mehrere Teilprojekte und führen für jedes Teilprojekt bzw. Thema einen Design Sprint durch – eine Serie von Design Sprints. Anstatt jedoch einzelne Konzepte entstehen zu lassen, fügen wir alle Teile wie in einem Puzzle zu einem ganzheitlichen Konzept zusammen.
Mehr Informationen dazu gibt es in unserer Fallstudie zum Projekt.
Finde deinen Weg durch den Prozess Dschungel
(Vortrag von Adelka Niels)
Nach einer ausführlichen Vorstellung der verschiedenen UX-Prozess-Modelle (z.B. Design Thinking, Lean UX, Double Diamond, HCD nach DIN-Norm) und der Unterschiede zwischen ihnen, hat Adelka Niels in ihrem Workshop eine wundervolle Matrix präsentiert, die eine Zuordnung zwischen verschiedenen Kriterien, wie Größe des Unternehmens, UX-Reife oder Teamgröße zu den Modellen ermöglicht. Der spannendste Teil war jedoch die Gruppenarbeit in der wir zu fiktiven Projektkonstellationen und -fällen passende UX Prozess-Modelle auswählten.
UX in Zahlen: Der User Experience Questionnaire for Medical Devices
(Vortrag von Magdalena Lindemann und Helene Weber, Siemens Healthineers)
Magdalena Lindemann und Helene Weber von den Siemens Healthineers stellten eine Erweiterung des UEQ+ für Medizinprodukte vor. Auf der Suche nach einer passenden Metrik für diesen Kontext stellten sie eine Lücke fest: Bisher fehlten im UEQ+ Skalen für die spezifischen Faktoren, die das Erleben von medizinischem Fachpersonal an Geräten wie beispielsweise Röntgenbögen, MRT und CT abbildeten.
In einer Reihe von Studien erarbeiteten sie deshalb 3 neue Skalen, die den UEQ+ ergänzen können:
- Result quality: Can goals and results be fully and accurately achieved by using the product?
- Hardware security: Does the hardware bear risks, which might be hazardous to health?
- Risk handling: Can users identify and handle risks and errors?
Wir freuen uns darauf, diese neuen Skalen auch in unseren Medizinprodukte-Projekten auszuprobieren und Erfahrungen damit zu sammeln.
Userflow Model and Notation – vereinfacht und verbessert deine Arbeit als UX Designer
(Vortrag von Stefan Degen, Erni Schweiz)
Die Kommunikation mit Steakholdern und Entwickler:innen gehört neben der eigentlichen gestalterischen Arbeit zu den wichtigsten Themen von Konzepter:innen und Designer:innen. Der “klassische” Prototyp ist dabei oft Mittel der Wahl, auch wenn er selbst nicht immer das nutzerfreundlichste Tool in Bezug auf die Weitergabe relevanter Informationen ist. Genau hier setzt der Designer Stefan Degen mit dem von ihm entwickelten Konzept Userflow Models and Notations (UFMn) an.
Basierend auf schon bestehenden Notationsarten wie BPMN oder User Flow stellt UFMn Screens aus Prototypen übersichtlich innerhalb eines Figma-Templates dar und gibt, ähnlich wie in anderen Prozessdiagrammen, Informationen über Abläufe oder Entscheidungswege. Auch wenn der initiale Aufwand (aufsetzen, befüllen, aktualisieren etc.) je nach Lösung größer ausfallen kann, ist es ein lohnenswerter Schritt UFMn zu nutzen: eindeutige Erklärungen zu Screen-Übergängen, Interaktionen und Verzweigungen erleichtern den Zugang zum Prototypen (gerade für Nicht-Designer) enorm.
Barcamp & Jobs to be done
(Vortrag von Wolfram Nagel, TeamViewer)
Neben dem bekannten Format mit Workshops, Tutorials und Vorträgen gab es dieses Jahr erstmals ein Barcamp am Montag. In der Planning Session am Vormittag konnten alle Teilnehmenden Themen vorschlagen, über die sie sich austauschen möchten. Per Handzeichen wurde geprüft wie viele Personen Interesse daran haben und so entstand innerhalb einer Stunde ein vielfältiges Programm für den Tag – von kurzen Impulsvorträgen mit anschließender Diskussion bis hin zu „Walk & Talks“, in denen beim Spaziergang am See Erfahrungen ausgetauscht wurden.
In einer der Sessions stellte Wolfram Nagel von TeamViewer vor, wie sein Team die Jobs to be done-Methode einsetzt. Nach der Erhebung der Jobs, die ein Produkt oder Feature erfüllen soll, werden diese priorisiert – zuerst aus interner Sicht durch das Design-Team und die Product Owner. Im nächsten Schritt bewerten Nutzerinnen und Nutzer in einer Online-Umfrage, welche Jobs für sie im jeweiligen Kontext am wichtigsten sind. So können Prioritäten objektiv erhoben und Abweichungen zwischen interner Sicht und Nutzersicht aufgedeckt werden. Die jeweiligen Jobs und Nutzerbedürfnisse wurden außerdem bestehenden Personas zugeordnet sowie mit Feature-Ideen abgeglichen, um zu ermitteln, welches Feature welchen Job am besten erfüllen kann.
Das Barcamp war eine tolle Bereicherung für die Mensch und Computer 2023 und wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!