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(Remote) UX Design Praktikantin für 5 Monate – Ein Erfahrungsbericht

Hi, ich bin Inken – hier auf dem Foto links zu sehen – und ich habe von November 2020 bis März 2021 ein Praktikum als UX Designerin bei usability.de absolviert. Dieser Artikel soll einen kleinen Einblick in meine Zeit geben und ein paar Lessons Learned teilen, die ich mitnehmen durfte.


Praktikantin Inken beobachtet eine Usability-Test-Teilnehmerin bei der Benutzung einer Spielekonsole und macht Notizen auf ihrem Laptop.

User Research Aktivitäten im Lab von usability.de

 

Doch zunächst erstmal einige Worte zu mir:

Ich studiere derzeit Design im Master an der HAWK in Hildesheim und fokussiere mich dabei auf UX Design, oder auch anders formuliert: Menschzentriertes Design. Mein Ziel ist es Probleme zu identifizieren und Lösungen zu gestalten, die einen Mehrwert für Nutzer:innen implizieren. Dabei konzentriere ich mich derzeit auf digitale Produkte und Interfaces. Um mein Wissen zu erweitern, bewarb ich mich um ein Praktikum bei usability.de.

Einblick in meine Zeit

Grundsätzlich würde ich gerne vorwegnehmen, dass ich mich in meinem Praktikum bewusst auf User Research fokussiert habe. Gefühlt habe ich auch fast alles diesbezüglich mitnehmen und erleben dürfen – meine Erfahrungen sind sehr vielfältig.

Meine Aufgaben beinhalteten:

  • Teilnehmer:innenkommunikation, -organisation und Rekrutierung
  • Mitwirkung an der Durchführung von Interviews und Usability-Tests, inklusive Nutzung von Metriken
  • Mitarbeit an nationalen und internationalen Kundenpräsentationen und dem Schreiben von Reports auf Deutsch und Englisch
  • Schneiden von Highlightvideos, teilweise mit Untertiteln
  • Mitarbeit bei der Auswertung einer Tagebuchstudie hinsichtlich Erfahrungen mit einem spezifischen Produkt
  • Unterstützung bei Workshopvorbereitungen zu Personas für ein Unternehmen in der
    medizinischen Branche, grafische Aufbereitung der Ergebnisse
  • Verfassen von Texten und redaktionelle Mitarbeit an Fallstudien und Blogartikeln, wie z.B. der Artikelserie zu Ethical UX
  • Teilnahme an dem von der Agentur durchgeführten CPUX-F Seminar sowie erfolgreiche
    Ablegung der Prüfung

All dies ausführlich zu beleuchten würde den Rahmen dieses Blogartikels eindeutig sprengen. Daher möchte ich gerne auf ein paar meiner persönlichen Highlights eingehen:

Der Elefant im Raum: Corona 🐘

Wie sieht ein Praktikum zu Pandemie-Zeiten aus? Geht das überhaupt und ist das sinnvoll?

Ja, es geht und ich glaube niemand wusste zu Beginn so richtig, wie es aussehen würde – das machte es aber umso spannender.
Die fünf Monate beinhalteten intensive Phasen des Arbeitens im Home-Office, aber auch Etappen, in welchen ich häufiger im Büro war. Da wir als Team gemeinsam festgehalten hatten, wie viele Mitarbeiter:innen sich über die vier Etagen in den Ihmeauen verteilen konnten, fühlten wir uns damit alle sicher. Wann ich zuhause arbeiten und wann ins Office fahren würde hing von den Projekten ab. Wenn Usability-Tests anstanden oder Interviews durchgeführt wurden, war ich auf der Lab-Etage, wo sich die entsprechende Technik befindet. Vorbereitungen und Auswertungen fanden aus dem Home Office statt. Dadurch ist die Chance Kolleg:innen bei einem Kaffee näher kennenzulernen natürlich geringer. Dieser Umstand wurde jedoch durch mein nächstes Highlight gut kompensiert.

Digitale Kaffeepause und Kaffeeschnacks ☕

Zwei Mal täglich hatten wir ein 15 minütiges Kaffeepausen-Meeting. Jeder konnte auf freiwilliger Basis teilnehmen. Arbeitsthemen wurden meistens gemieden, stattdessen ging es um Computerspiele, Pflanzen und allgemeines Wohlbefinden. An diesen Runden habe ich immer gerne teilgenommen und sie halfen sehr, die Kolleg:innen besser kennenzulernen. Der soziale Austausch hat mir trotz Home Office ein Gruppengefühl und Zugehörigkeit verliehen. Dennoch hat die bilaterale Kommunikation etwas gefehlt, die ich sonst sehr wertschätze. Ich beschloss also mich selber aktiv darum zu kümmern: Wenn ich im Büro war, konnte ich viel „quality-time“ mit meinen Projektpartner:innen verbringen und z. B. die Mittagspause nutzen. Außerdem fragte ich Kolleg:innen aktiv nach ihren aktuellen Projekten und förderte somit den Austausch außerhalb meiner Projekte.

Ich finde es besonders spannend, dass man sozialen Austausch weniger dem Zufall überlassen kann, da Gespräche an der Kaffeemaschine kaum noch stattfinden. Vielmehr habe ich Kolleg:innen aktiv auf eine digitale Kaffeepause angesprochen – oder wurde angesprochen – um sich auf diese Weise kennenzulernen. Natürlich muss man hierfür vielleicht zunächst über seinen eigenen Schatten springen, aber wenn das getan ist, kommen ganz wunderbare Gespräche zustande.

Kleines Learning am Rande: Die besten und persönlichsten Gespräche haben meiner Erfahrung nach bei Gruppengrößen von 2-5 Kolleg:innen stattgefunden.

Mentoringgespräche 💬

Einmal pro Woche hatte ich ein Meeting mit Alex Rösler, meinem Mentor. Gemeinsam haben wir über meine bisherigen Erfahrungen gesprochen und festgehalten, welche Themen ich gerne im Praktikum beleuchten und erlernen würde. Er hat sich diese zu Herzen genommen und bei der Projektplanung im Hinterkopf gehabt. Ohne seine Offenheit wären meine diversen Erfahrungen auf diese Art wohl kaum zustande gekommen, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Darüber hinaus konnte ich jederzeit Themen mitbringen: So diskutierten wir z. B. über Schnittmengen und Grenzen von UX und Service Design sowie die Sinnhaftigkeit von verschiedenen Jobtiteln und entsprechenden Stufen im Berufsbild von Design. Für mich waren diese Diskussionen ein sehr wertvoller Austausch und ich bin dankbar, dass es einen Rahmen gab, diese Dinge zu thematisieren. Besonders wenn man sich am Anfang seiner Berufserfahrung befindet, sind viele Fragen offen und wollen beleuchtet werden.

Internationales Research Projekt 🎮

Eines meiner ersten Projekte war ein internationales Research Projekt zu einer Gaming-Konsole. Dieses war sehr umfangreich, lief über mehrere Monate und beinhaltete diverse Usability-Tests sowie Tagebuchstudien und Interviews. Ich hatte das Glück an vielen Phasen beteiligt gewesen zu sein und Verantwortung übernehmen zu dürfen. So schrieb ich „nicht nur“ Protokoll, sondern moderierte auch eigenständig Tests, erhob Metriken und nahm aktiv an den Ergebnispräsentationen vor unseren internationalen Kund:innen teil. Ich begrüßte es sehr, dass dies für mich teilweise Out-of-Comfort-Zone war, denn durch eigenständige Durchführung bestimmter Aktivitäten lerne ich am besten. Das Vertrauen meiner Kolleg:innen in eine gute Durchführung meinerseits wusste ich sehr zu schätzen.

Vielfältige Branchenerfahrungen 🌈

Ich habe noch an vielen weiteren Projekten gearbeitet, die im Verhältnis zur Gamingstudie jedoch eher kürzere Zeiträume umfassten. Spannend ist, dass ich trotz einer „kürzeren Projektzeit“ von einer bis mehreren Wochen super viel aus den Branchen mitnehmen konnte. Welche Herausforderungen haben sie derzeit? Was beschäftigt sie? Wie wollen sie sich zukünftig entwickeln? Unter anderem die Branchen Gaming, Medizin, Verwaltung, Lebensmittel, Software, sowie Steuern und Finanzen haben mir diesbezüglich Antworten geliefert.

Rekrutierung ☎

Teilnehmer:innen für Research-Aktivitäten zu rekrutieren ist eine elementare Aufgabe, denn ohne Teilnehmer:innen kein Usability-Test. Außerdem müssen sie in die Zielgruppe passen, damit Research-Ergebnisse valide und aussagekräftig sind. Für ein Projekt durfte ich diese Aufgabe eigenständig erledigen. Da ich später auch einige dieser Teilnehmer:innen selber moderieren und durch den Usability-Test führen durfte, konnte ich aus erster Hand mitbekommen, inwiefern diese Teilnehmer:innen wertvolle Erkenntnisse generierten. Dies war sehr zufriedenstellend und super für die eigene Reflektion. Zudem hat diese Erfahrung meine Wertschätzung für Rekrutierer:innen immens gesteigert, da ich die Aufgabe nun kenne und emphatischer geworden bin.

Lessons Learned

Schlussendlich möchte ich gerne drei Lessons Learned teilen, welche die persönliche und fachliche Ebene betreffen.

Persönlich wurde mir wieder einmal vor Augen geführt, wie wertvoll und wichtig es ist, sozialen Austausch bewusst zu initiieren – zu Corona Zeiten ein gefühltes „Muss“, wenn man Kolleg:innen kennenlernen möchte. Gleichzeitig empfinde ich es aber auch als sehr wertvoll, weil es mir ermöglicht, mein Gegenüber auf einem persönlicheren Level kennenzulernen, als wenn man „nur“ casual an der Kaffeemaschine spricht.

Fachlich war es sehr spannend die Arbeitsweisen einer UX-Agentur kennenzulernen. Einblicke in die Projektplanung, Ressourcenplanung und einhergehende Herausforderungen zu erhalten, war sehr wertvoll. Zudem sind die Arbeitsaktivitäten definitiv anders im Vergleich zu bspw. In-House Designabteilungen eines Unternehmens und es ist somit unbedingt wert erfahren zu werden!

Im Hinblick auf digitale Produkte habe ich persönlich den Eindruck gewonnen, dass sich die sogenannte UX Maturity eines Unternehmens nicht unbedingt nur an der UX der Produkte festmachen lässt, besonders, wenn Unternehmen historisch gewachsen sind. Diese Erkenntnis, oder vielmehr eher Hypothese, finde ich sehr spannend und freue mich darauf, sie in Zukunft zu validieren.

Fazit

Ich bin sehr dankbar trotz der aktuellen Herausforderungen mit der Pandemie eine Chance erhalten zu haben, ein Praktikum bei usability.de zu absolvieren. Mein Horizont hat sich immens erweitert und ich freue mich, so viele tolle Menschen kennengelernt, sowie spannende Projekte bearbeitet zu haben. Besonders die Facette einer Research- und Designagentur erfahren zu haben, hat mich sehr bereichert.

An alle Unternehmen und Praktikumsinteressierte da draußen, die aufgrund der Pandemie Zweifel hegen: Ihr schafft das gemeinsam und es wird definitiv eine spannende Zeit!

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