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Bericht von der Mensch und Computer 2016

Vom 04. bis 07. September 2016 traf sich die Usability- und UX-Community zur alljährlichen Konferenz „Mensch und Computer“, diesmal in Aachen. Unter dem Motto „Sozial Digital – gemeinsam auf neuen Wegen“ wurden in zahlreichen Workshops, Tutorials und Vorträgen spannende Projekte vorgestellt – und usability.de war wieder dabei.

Musik zum Anfassen

Auch in diesem Jahr gab es wieder eine bunte Mischung von Beiträgen aus Forschung und Wirtschaft. Der Montag startete mit einer spannenden Keynote von Martin Kaltenbrunner, Professor am Interface Culture Lab der Kunstuniversität Linz. In seinem Vortrag mit dem Titel „Begreifbare Musik“ machte er deutlich, dass im Zuge der Digitalisierung die Interaktion zwischen Mensch und Maschine auf eine Standardschnittstelle begrenzt wurde, nämlich auf das Bedienen von grafischen Oberflächen. Unter dem Schlagwort „Tangible User Interfaces“ plädiert er dafür Interaktion wieder (be)greifbar zu machen und veranschaulicht dieses Prinzip am Projekt des Reactable, einem Instrument für elektronische Musik.

Der Reactable macht die Erzeugung elektronischer Musik wieder haptisch erfahrbar. Denn statt an einem Laptop entsteht die Musik indem Objekte auf einer digitalen Oberfläche platziert werden und je nach Anordnung, Kombination und Ausrichtung verschiedenste Klänge und Rhythmen erzeugen. Alltägliche Gegenstände werden so zu „Gefäßen für digitale Informationen“. Auch für die Zuhörer wird das Musizieren erlebbar, denn sie können die Aktionen des DJs direkt beobachten und werden als Nutzer mit einbezogen.

Sozial vernetzt

Getreu dem Motto der Konferenz „Sozial Digital“ stellte Matthias Koch vom Fraunhofer IESE das Projekt „Digitale Dörfer“ vor, welches zum Ziel hat, ländliche Regionen durch digitale Innovationen für Jung und Alt attraktiver zu machen. In zwei Testgemeinden in Rheinland-Pfalz wird aktuell ein System der „Mitmach-Logistik“ getestet. Bürgerinnen und Bürger können über Apps Bestellungen bei regionalen Händlern aufgeben, geliefert werden die Waren durch Freiwillige, die bspw. auf dem Weg zur Arbeit ein Paket mitnehmen und beim Besteller abgeben. In der Testphase ging tatsächlich kein Paket verloren (auch Eier kamen heil an) und die Zusteller waren sogar bereit, kleinere Umwege in Kauf zu nehmen. Das Projekt stieß weitgehend auf positive Resonanz und auch wenn einige Herausforderungen noch nicht gelöst sind, zeigt es, wie die Digitalisierung dazu beitragen kann, ländliche Räume wieder stärker zu beleben.

Innovation trifft Tradition

Am Montagabend lud die Mensch und Computer zu einer ausgedehnten Abendveranstaltung ins Aachener Rathaus, in dem auch der renommierte Karlspreis verliehen wird. In glanzvollem Ambiente konnten die Teilnehmer Poster und interaktive Demos bewerten, wie z.B. „The Virtual Conductor“ von Philipp Wacker. Über Gestensteuerung kann mit diesem Tool jeder ein ganzes Orchester an einem Bildschirm in Echtzeit dirigieren. Bei zünftigem Essen und interessanten Gesprächen wurden die Preise für die bestbewerteten Demos vergeben. Den ersten Platz belegte die Juniorakademie (Matthias Elenz). In diesem Projekt entwickelten Schüler ein Hovercraft-Modell und übernahmen dabei alle Aufgaben von der Produktidee bis zur Projektplanung.

Eye Tracking in Usability Tests

Am letzten Tag der Konferenz waren wir mit einem eigenen Beitrag in der Session Testing dabei. UX Research Consultant Jana Rockstroh berichtete von unseren Erfahrungen zum Einsatz von Eye Tracking in Usability-Tests und welchen Mehrwert dieses Tool auch in rein qualitativen Studien hat. Aus unserer Sicht erleichtert Eye Tracking die Moderation des Tests enorm, da der Testleiter das Vorgehen der Teilnehmer besser verstehen und auch unbewusste Verhaltensmuster erkennen kann. Auch als „Überzeugungsinstrument“ für Projektbeteiligte kann Eye Tracking sehr sinnvoll sein und den Ergebnissen des Tests mehr Gewicht geben.

Fazit

Auch in diesem Jahr war das Angebot wieder sehr vielfältig. Nicht selten fiel es schwer, sich für eine Session zu entscheiden. Das Level der Beiträge war durchaus unterschiedlich, einige richteten sich eher an Einsteiger und ließen für uns als Professionals noch Fragen offen. Umso deutlicher wird dabei wie divers die Zielgruppe der Mensch und Computer ist. Einen Denkanstoß haben wir jedoch aus jeder Session mitgenommen und die Gespräche mit Kunden und Kollegen sind mindestens genauso viel wert. Bis zum nächsten Jahr!

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