UXcamp Europe 2014 – Die europäische UX Community trifft sich in Berlin
International, offen und vielfältig. Diese drei Worte beschreiben gut den Charakter des diesjährigen UXcamps in Berlin. Am 7. und 8. Juni 2014 trafen sich zum sechsten Mal über 500 UX Professionals und gestalteten gemeinsam zwei inhaltsreiche Tage. Unser UX Designer Johannes Baeck nahm an einigen Vorträgen, Diskussionen und Workshops teil und beteiligte sich – treu nach dem Motto „No spectators, only participants” – als freiwilliger Helfer.
Wenn man mit Kollegen aus der Branche über das UXcamp Europe spricht, bekommt man häufig Antworten wie diese: „Hast Du ein Ticket bekommen? Ich war mal wieder zu spät dran.” Der Ansturm auf die Karten war auch dieses Jahr wieder enorm. Ein Zeichen für das Interesse am Thema User Experience, aber auch für die erfolgreichen Veranstaltungen in den letzten Jahren. Das UXcamp orientiert sich am Prinzip des Barcamps: Jeder Teilnehmer kann und soll inhaltlich oder organisatorisch zum Erfolg des Treffens beitragen. Den perfekten Rahmen dafür schafft jedes Jahr ein Team aus Freiwilligen, das die Veranstaltung plant und organisiert. Durch die Unterstützung von Sponsoren sind jedes Jahr sowohl Tickets als auch Verpflegung kostenlos.
Ein besonderes Konferenzerlebnis
Der Start in einen Camp-Tag gestaltet sich folgendermaßen: Im großen Hörsaal des Erwin-Schrödinger-Zentrums vor den Toren Berlins treffen sich alle Teilnehmer. Jeder, der eine „Session” halten möchte, stellt dem Auditorium seine Idee vor. Per Handzeichen zeigt dieses ihr Interesse – je nach Zuspruch wird ein entsprechend großer Raum und ein Termin vergeben. Daraus entsteht der sogenannte „Session-Plan”, auf dem für jeden sichtbar ist, wann und wo welcher Vortrag stattfinden wird. Als Teilnehmer besteht die schwierigste Aufgabe darin, sich für eines der vielen interessanten Themen zu entscheiden. Auch wir mussten uns entscheiden und haben unsere drei Favoriten kurz zusammengefasst.
Schon wieder Berlin! Dieses Wochenende sind wir auf dem UX Camp Europe und genießen die internationale Barcamp-Atmosphäre. #uxce14
— usability.de (@usabilityde) June 8, 2014
Audun Rundberg über die übergreifende Analyse des Nutzungsverhaltens auf Desktop, Tablet und Smartphone
Nutzer besuchen Websites nicht mehr nur mit einem Gerät. Es entstehen komplexe Nutzungsmuster vom Smartphone übers Tablet bis zum Desktop. Web Analytics Tools konnten dieses Verhalten bis vor einiger Zeit nur beschränkt wiedergeben. Audun Rundberg aus Oslo zeigte in seiner Session „Web analytics is becoming universal”, wie die neue Generation von Tools eindeutigere quantitative Daten liefern kann. Am Beispiel von Google Analytics zeigte er, wie Nutzer durch Features wie User ID Tracking eindeutig erkannt und bei der geräteübergreifenden Nutzung nicht mehr doppelt gezählt werden. Wie sogar Offline-Aktivitäten mit einbezogen werden können, demonstrierte Rundberg anhand eines anschaulichen Experiments. Ausgestattet mit einem RFID-Chip maß er die „Futter-Frequency” seiner Katze und speiste die Daten direkt in Google Analytics. Eine sehr unterhaltsame Session mit einigen neuen Erkenntnissen für die User-Experience-Optimierung von Websites.
Sophie Freiermuth über ihre Erfahrungen mit der Arbeit von UX Professional in verteilten agilen Teams
Simultaneity is critical when collaborating in distributed teams. – Sophie Freiermuth
Sophie Freiermuth aus London referierte über ihre umfangreiche Erfahrung in weltweit verteilten agilen Teams. Sie verzichtete zwar auf die übliche Powerpoint-Präsentation, schaffte es aber trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen), eine große Spannung zu erzeugen. Einige interessante Punkte machte sie deutlich: Verteilte Arbeit kann gut funktionieren, wenn die Kommunikation und Zusammenarbeit von Anfang an mit hoher Priorität betrachtet wird. Dazu sei es hilfreich, gemeinsam mit realen Treffen ins Projekt zu starten, um eine Beziehung zwischen den Teammitglieder aufbauen zu können. Danach hilft ein verbindliches gemeinsames Toolset wie z.B. Google Apps, um die gleichzeitige Arbeit an Dokumenten zu ermöglichen. Bei gemeinsamen Brainstormings oder Sketching-Sessions sei es essentiell, dass alle Teilnehmer in Echtzeit miteinander agieren können. Freiermuth sieht den UX Professional mit seiner emphatischen Grundhaltung als idealen Katalysator von guter verteilter Zusammenarbeit.
Eric Reiss über User Experience im E-Commerce
Den prominenten Abschluss des UXcamps bildete dieses Jahr Eric Reiss. In einem sehr unterhaltsamen Vortrag lieferte er viele treffende Beispiele für die vielfältigen Einflussfaktoren auf das Nutzungserlebnis im E-Commerce.
Your form may be the first and only true dialog you have with a customer. – Eric Reiss
Unter anderem brach er eine Lanze für die Optimierung von Website-Formularen. Formulare erscheinen häufig zum falschen Zeitpunkt für den Nutzer, sind nicht verständlich und schwer auszufüllen oder können gar nicht erst ausgefüllt werden. Die vielen Beispiele von etablierten Websites zeigten, dass Basis-Usability-Probleme immernoch keine Seltenheit sind.
Unser Resümee
Neben den erwähnten Vorträgen zeichnete sich das UX Camp durch eine gute Mischung aus offenen Diskussionen, tiefgehenden Vorträgen und kollaborativen Workshop-Sessions aus. Die lockere Atmosphäre mit dennoch sehr guter Organisation machte das UXcamp 2014 in Berlin zu einem bereichernden Erlebnis. Wir können jedem Interessierten empfehlen, dem UXcamp Europe beispielsweise bei Twitter zu folgen und auf die Ankündigung zum nächsten Anmeldungstermin zu warten. Dann heißt es schnell sein. Es lohnt sich.