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Die Mensch und Computer Konferenz 2019 in Hamburg

Die diesjährige Mensch und Computer lief unter dem Thema „Neue digitale Realitäten“. Neben vielen spannenden Vorträgen und Workshops war auch der Austausch mit Kollegen und Kunden wie jedes Jahr ein Highlight.

Gesine, Wiebke, Jana, Sarah, Saskia, Steffen und Torsten (von links) auf der Mensch und Computer in Hamburg

 

Zahlreiche Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Branchen trafen sich in Hamburg, um gemeinsam über Neues im Bereich User Experience, Digitalisierung, Technik und digitalem Fortschritt zu diskutieren.

Nach drei Tagen voller Input und anregender Gespräche wollen wir hier unsere Highlights festhalten.

Workshop: „Du sollst nicht lügen…aber sei persuasiv! Die Arbeit von UX Professionals unter der ethischen Perspektive“

Für Konferenzbesucher, die nicht noch eine weitere Session mit drei Kurzvorträgen konzentriert durchhalten können, gibt es eine Lösung: Die Workshops! Anderes Format, mehr Austausch, viel Raum für Fragen und Diskussionen und ganz nebenbei lernt man noch was für eine gute Workshop-Experience. Besonders dann, wenn die hoch-interaktiven 90 Minuten so hervorragend vorbereitet sind, wie von Markus Weber.

Unter seiner Moderation beschäftigten sich ca. 25 UX Professionals mit der Frage: Wie wollen und wie SOLLTEN wir als UX Professionals handeln? Dabei gab es spannende Diskussionen zu Fragestellungen wie „Welche Anfragen und Aufträge lehnen wir ab?“, „Ist es besser bei fragwürdigen Projekten oder Interaktionspatterns als UXler eine Lösung beizusteuern oder sollten wir lieber ganz die Finger davonlassen?“ oder „Was ist nötig, damit ich mir als UXler morgens im Spiegel noch entgegentreten kann?“. Am Ende mehrerer Brainstorming-Runden gestaltete jede Gruppe ein Flipchart mit den Ergebnissen. Alle Workshopteilnehmer waren sich einig: Das Thema ist so spannend, dass auch ein mindestens halbtägiger Workshop auf der nächsten MuC gut funktionieren würde.

Vortrag: „Der Nutzer meines Kunden ist mein Kunde – UX Design als Service Design und warum es nicht reicht, den eigenen Kunden glücklich zu machen“

Jana von usability.de sprach über ein gemeinsames Projekt mit Siemens Healthineers

 

In ihrem gemeinsam mit Alexandra Zahn von Siemens Healthineers vorbereiteten Vortrag erläuterte Jana von usability.de anschaulich, warum es nötig ist, bei der Entwicklung innovativer Produkte und Services über den Tellerrand zu schauen und alle beteiligten Nutzergruppen einzubeziehen. So wurde in Interviews mit Patienten, die eine MRT-Untersuchung durchlaufen haben, erforscht, mit welchen Schwierigkeiten sie nicht nur während, sondern vor allem auch vor und nach der Untersuchung konfrontiert sind. Zusätzlich ergaben sich in Gesprächen mit Radiologen und Hausärzten weitere Einblicke, die einmal mehr deutlich machten, dass es nötig ist, einen Prozess ganzheitlich und aus allen relevanten Perspektiven zu betrachten. So können Problemfelder verstanden und Entwicklungspotenziale, die langfristig einen echten Mehrwert bringen, abgeleitet werden. In der weiteren Zusammenarbeit soll geschaut werden, wie die Patient Experience, aber auch die Experience des beteiligten medizinischen Personals weiter verbessert werden kann.

Vortrag: „Eine UX-Stratega – ein realistisches Beispiel für eine UX-Strategie“

Sein Konzept einer UX-Stratega stellte Rolf Molich anhand eines anschaulichen Beispiel-Anwendungsfalls vor

 

In seinem Vortrag stellte Rolf Molich, angelehnt an den Begriff Persona, sein Konzept einer UX-Stratega vor. Anhand des Beispiels von Anna, einer erfahrenen UX Professional, die neu in ein Unternehmen mit geringem UX-Reifegrad kommt, zeigte Rolf Molich auf, wie UX langsam in ein Unternehmen eingebracht und nach und nach zu einer Strategie werden kann. Zudem wies er darauf hin, dass ein solcher Prozess durchaus mit Geduld zu verbunden ist, denn erst ab ein bis zwei Jahren Arbeit, sind Veränderungen in Bezug auf den UX-Reifegrad wirklich spürbar. Mithilfe eines Abstimmungstools konnten die Teilnehmer per Smartphone einen Einblick in ihr bereits vorhandenes Wissen zum Thema UX-Management geben.

Vortrag: “Backlog-Priorisierung durch die Kombination von Uselab Insights & UEQ“

Mit einer Obst-Metapher veranschaulichte Robert Matthees seinen Beitrag auf lockere Art und Weise

 

Das oftmals heiß diskutierte Thema „Backlog Priorisierung“ wurde von Robert Matthees (Pickawood) in einem Vortrag auf lockere Art und Weise behandelt. Um auch Entscheider in den Prozess der Priorisierung einzubeziehen, gehen bei Pickawood verschiedene Personen einzeln jedes Backlog Item durch und bewerten es anhand der UEQ Skalen. Die so gewonnene Priorisierung weicht zwar kaum von der Priorisierung ohne UEQ ab, allerdings wird durch das Auseinandersetzen mit UX Metriken ein besseres Verständnis für das Thema UX und die Bedürfnisse des Nutzers erreicht. Zudem spart dieses Vorgehen langwierige Diskussion über die Priorisierung von Backlog Items.

Vortrag: “User-Defined Voice and Mid-Air Gesture Command for Maneuver-based Interventions in Automated Vehicles”

Henrik Detjen referierte über den Einsatz von Sprach- und Gestensteuerung beim Autofahren

 

Neben den praxisorientierten Vorträgen lohnte es sich bei den wissenschaftlichen Vorträgen reinzuschauen und etwas über spannende Forschungsergebnisse z.B. im Bereich Interaction Techniques zu erfahren. In diesem Feld gehört das Thema Sprach- und Gestensteuerung sicherlich zu den interessantesten aktuellen Themen. So beschäftigte sich ein Vortrag der Universitäten Ruhr-West und Duisburg-Essen unter anderem mit dieser Thematik und zeigte, wie die Zukunft des automatisierten Autofahrens aussehen könnte. In einer groß angelegten Studie ließen die Forscher Teilnehmer in einem Fahrsimulator einige Manöver durchführen (z.B. links abbiegen) und sammelten dabei Erkenntnisse, wie sich die Teilnehmer die Steuerung per Gesten bzw. Sprache vorstellen. Durch die gesammelten Beispiele konnten die Forscher einen ersten Katalog mit intuitiven Gesten- und Sprachbefehlen zusammenstellen.

Keynote: „Conversation: The oldest new interface”

Margaret Urban, Senior Interaction Designer bei Google, berichtete in ihrer Keynote darüber, wie wichtig die menschliche Konversation auch bei der Gestaltung von Voice Interfaces ist

 

Margaret Urban von Google hielt eine spannende Keynote dazu, wie effektiv und intuitiv direkte menschliche Kommunikation ist. Sie fragte, warum es so schwierig sei, die zwischenmenschliche Kommunikation auf sprachgesteuerte Systeme zu übertragen. Bis heute stecken die frei käuflichen Sprachassistenten in den Kinderschuhen und kämpfen mit verschiedensten (Kommunikations-) Problemen. Gleichzeitig gab Margaret Urban auch einen Einblick, was mit Sprachsteuerung bereits alles möglich ist und noch sein könnte: So hilft Google Home einem Jugendlichen, der gelähmt ist und nur seine Sprache zur Verfügung hat, ein unabhängigeres Leben zu führen. War seine Mutter vorher rund um die Uhr für ihn zuständig, kann er nun per Sprachbefehl selbstständig die Position im Bett wechseln, Lichtschalter und Fernseher bedienen oder Anrufe tätigen.

Fazit

Der Wunsch ist also, dass der Computer den Menschen unterstützt. Auch wenn auf der Konferenz die Sorge angesprochen wurde, dass die Technik den Menschen ersetzt oder sogar kontrolliert, geben aktuelle Projekte zu künstlicher Intelligenz doch Hoffnung, dass einige große Menschheitsprobleme mithilfe künstlicher Intelligenz gelöst oder zumindest positiv beeinflusst werden können.

Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen 2020 in Magdeburg.

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