Bericht von der EuroIA 2018 in Dublin
Die UX-Community ist in Bewegung. Das sieht man auch an der Entwicklung der EuroIA-Konferenz. 2005 gestartet mit dem Schwerpunkt Informationsarchitektur (IA) für Websites — also der nutzerzentrierten Strukturierung von Informationen — ist das Themenspektrum der EuroIA heute breiter gefasst.
Dieses Jahr hieß das Thema „Humanogy” — ein Kunstwort, das die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Technologie beschreiben soll. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz, daraus resultierende ethische Fragen bei der Gestaltung digitaler Produkte und die Zusammenarbeit von Menschen bei der Entwicklung neuer Technologien waren deshalb die Schwerpunkte. Saskia und Johannes von usability.de waren in Dublin dabei und stellen Euch Auszüge aus dem Programm vor.
Maps & Markers: Crafting a strategy to transform your design team
Alissa Briggs stellte ihre Strategie vor, wie sie die Wahrnehmung und Wirkung des Design-Teams von PlanGrid grundlegend verändert hat. Als sie in das Unternehmen kam, war das Design-Team unterbesetzt, viele Mitarbeiter wussten nur wenig über die Arbeit der Designer und bezogen sie dementsprechend bei Entscheidungen nicht mit ein. Diese Situation veränderte sich durch eine Methode namens Vision Map, die folgende Phasen definiert: Vision, Strategy und Doing. Zu Beginn des Prozesses wurde in einem Visionsworkshop festgehalten, welche Vision die Designer für ihr zukünftiges Arbeiten haben. Die Vision bezog dabei das Erlebnis mit dem Produkt, den Stellenwert der Nutzer im Entwicklungsprozess als auch die Qualität der Arbeit im Team und der einzelnen Mitarbeiter mit ein. Um diese Team-Vision zu erreichen, war ein strategisches Vorgehen notwendig. Zunächst wurden die aktuellen Probleme herausgearbeitet. Daraus ließen sich Lösungsstrategien und auch konkrete Methoden ableiten. Besonders wichtig war bei diesem Ansatz verschiedene Ebenen zu betrachten: die Mitarbeiter-, Team- und Unternehmensebene. Mithilfe dieser Vorgehensweise konnte das Design-Team viele Strukturen aufbrechen und grundlegende Veränderungen bewirken. Heute ist das Design-Team eine fest integrierte, treibende und anerkannte Kraft in der Produktentwicklung.
The Prototyper’s Dilemma
Auch Johannes von usability.de war mit einem Vortrag vertreten. Er stellte seine Erfahrungen bei der Entwicklung eines intelligenten Assistenten für Radiologen vor. Er ging insbesondere darauf ein wie Prototyping-Strategien angepasst werden müssen, wenn es um neue Technologien wie künstliche Intelligenz geht. Er betonte, dass neben dem Einsatz neuer Tools zum Prototyping von Voice User Interfaces auch eine enge Zusammenarbeit mit KI-Experten und Domänenexperten essentiell sei. In komplexen Kontexten wie der Medizin könnten UX Professionals nur im Team erfolgreich sein. Außerdem sei das Zusammenspiel mehrerer Prototypen — bspw. eines Visionsprototypen und eines vertikalen produktiven Prototypen — wichtig, um kritische Fragestellungen frühzeitig zu beantworten.
Designing a Space Suit for NASA
Der Vortrag von Amy Ross — Spacesuit Designer bei der NASA — war ein absolutes Highlight der EuroIA. Als Ingenieurin brachte sie eine ganz besondere Perspektive ein und als Verantwortliche für die Weiterentwicklung des NASA-Raumanzug gab sie viele interessante Einblicke in ihre Arbeit, zum Beispiel, dass sie bei ihrer Arbeit weniger das Problem hat zu wenige Nutzer in dem Entwicklungsprozess einzubeziehen. Astronauten stehen ihr ständig für Tests zur Verfügung. Die größte Herausforderung ist es vielmehr zu vermeiden dass nicht mal die kleinste Unstimmigkeit auftritt — diese bedeutet nämlich wirklich den Tod für den Astronauten. Aus diesem Grund wird intensiv daran geforscht, die physikalischen Bewegungen auf Planeten nachzuvollziehen, hoch resistente Stoffe zu identifizieren und die Raumanzugtechnologie weiterzuentwickeln.
Unser Fazit zur EuroIA 2018
Nach vielen UX-Konferenzen in diesem Jahr können wir sagen, dass die EuroIA in Dublin mit ihrem besonderen Format (morgens Workshops, nachmittags Vorträge), der tollen Location und ihrem spannenden Programm ganz vorne mit dabei war. Im nächsten Jahr ist der Austragungsort Riga — vielleicht sieht man sich ja dort.